MV Gripsholm SAL
Schiffspost ist ein weites Feld. Eine Vielzahl unterschiedlicher Stempel kann einen Umschlag zieren. Was gemeint ist wenn ein solcher Beleg beschrieben wird kann daher sehr verwirrend sein.
Ziel dieser Zeilen soll es sein etwas Ordnung in die Beschreibung von Belegen zu bringen. Und nicht natürlich kann es ein enormer finanzieller Unterschied sein, ob es sich z. B. um einen Beleg mit Bordstempel oder mit Bordpotstempel handelt.
MV Gripsholm SAL

Einschreiben

Trelleborg-Sassnitz
sind Poststempel wie sie auch an Land Verwendung finden. Anstelle einer Ortsbezeichnung findet sich in der Regel der Name des Schiffes und statt einer Postleitzahl häufig eine Routenangabe.

Sie werden von Bordpostämtern, bei denen häufig ein Besatzungsmitglied den Postdienst nebenbei erledigt, geführt. Nur wenige Schiffe hatten einen eigenen Postoffizier an Bord und verfügten beispielsweise über eigene Einschreibe-Aufkleber.

Dennoch unterliegen die Bordpodtämter den Vorschriften der jeweiligen Postverwaltungen. Die nebenstehende Abbildung zeigt den Bordpoststempel der schwedischen MS Gripsholm anläßlich ihrer Reise von Göteborg über New York nach Rio de Janeiro im Jahre 1937. Darunter befindet sich ein Einschreibe-Aufkleber des gleichen Schiffes.

Im Linienverkehr kam es demgegenüber häufig zu Poststempeln die zwar an die Schiffsroute, nicht aber an ein bestimmtes Schiff gebunden waren. So gab es auf der “Königslinie” Saßnitz-Trelleborg Postbeamte, die mit dem Stempel in der Tasche, die Schiffe auf ihrer Überfahrt begleiteten und auf See die Post abfertigten.

Die nebenstehende Abbildung zeigt den Bordpoststempel für die Richtung Trelleborg-Sassnitz und der Unterscheidung 142 B vom 19. November 1936. Auf welchem Schiff der Stempel verwendet wurde kann nur beantwortet werden, wenn auch ein Stempel mit dem Namen des Schiffes abgeschlagen wurde.
MS WindhukMS Berlin
Theodor Heuss

SS Falaise
Wie vorstehendes Beispiel zeigt, ist oft nur über einen Nebenstempel ersichtlich an Bord von welchem Schiff ein Brief oder eine Karte eingeliefert wurde.

Diese Nebenstempel können direkt zur Kenntlichmachung von Postsendungen, eigentlich für Ladepapiere etc. oder für Gedenk- und Werbezwecke entstanden sein. Manche Zeilenstempel sind klein und unscheinbar.

Manche "Spezialisten" haben schöne Stempel fabriziert, die aber nie an Bord der Schiffe waren. Und so entsteht der Streit über die Sammelwürdigkeit solcher Nebenstempel.

Berechtigt scheint immer die Frage woher kommt der Stempel und wo und wie wurde er verwendet. Sicher ist aber auch, daß kein Schiffsleben und keine Reedereigeschichte ohne diese kleinen Nebenstempel belegt und erzählt werden kann.

Ob 25 Jahre Fährschiff Theodor Heuss, oder die Fähre SS Falaise zwischen England und Frankreich, faszinierend sind sie allemal.


Stralsund"
...seit es Schiffe gibt werden mit ihnen Nachrichten über die Meere transportiert. Und so finden sich bereits sehr früh Stempel, die die Ankunft einer Nachricht in einem Hafen dokumentieren.

So wurde etwa, mit nebenstehendem Stempel, die Ankunft eines mit der berühmten Great Western transportierten Briefes am 1. April 1843 in Liverpool belegt. Auch hier muß ein Nebenstempel belegen von welchem Schiff der Brief kommt.

Das zweite Beispiel zeigt einen Stempel des Postamtes Stralsund, der um 1890 für Post, die aus Schweden kommend Deutschland erreichte, verwendet wurde.

Und schließlich als Beispiel aus neuerer Zeit ein Stempel aus Finnland, der um 1960 für Post aus Schweden verwendet wurde.


Stralsund"
Ein Handelsschiff das Passagiere, Waren und Post beförderte bezeichnet man im französischen als "PAQUEBOT". Und so finden sich bereits früh Stempel und damit Belege mit einem entsprechenden Zusatz.

Auf dem Kongress des Weltpostvereins 1924 in Stockholm wurde die Behandlung der von Besatzung und Passagieren auf hoher See eingelieferten Postsendungen in Artikel 53 des Weltpostvertrages geregelt:
"Briefsendungen, die an Bord eines Schiffes ohne eigene Seeposteinrichtung auf hoher See eingeliefert werden, können ....mit Postwertzeichen und nach den Gebührensätzen des Landes freigemacht werden, dem das Schiff angehört oder dem es untersteht."

Entsprechend dem aktuell gültigen Artikel 26 (1+2) und 133 (6) des Weltpostvereins sind entsprechende Sendungen mit dem Vermerk "Paquebot" oder "Navire" und unter Abstemplung mit dem Tagesstempel an die Empfänger weiterzuleiten.

Dem Einfallsreichtum der Postbeamten ist hier keine Grenze gesetzt und so findet sich eine Vielzahl der unterschiedlichsten Stempelformen - vom reinen Zeilenstempel, über Tagesstempel mit Ort und Datum sowie dem Zusatz Paquebot, bis hin zum entsprechenden Maschienenstempel.

Stralsund" Stralsund"



Zum Schluß der kleinen Auswahl ein Wort zu den Werbestempeln. Meist verwenden Reedereien oder Reisebüros Maschinenstempel um ihre Post freizumachen und gleichzeitig für ein Schiff oder eine Reise zu werben. So warb die Hamburg-Amerika Linie etwa mit untenstehendem Stempel für ihr erstes Nachkriegs Passagierschiff, die Ariadne oder der Norddeutsche Lloyd vor dem Krieg 1936 für die Bremen und Europa.

Stralsund" Stralsund"
Soweit die kleine Übersicht, die hoffentlich Appetit auf mehr gemacht hat. Sie erhebt natürlich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, noch kann und soll hier in aller “Trennschärfe” unterschieden und definiert werden. Aber eines kann diese Seite hoffentlich: Zeigen welche Vielzahl interessanter und schöner  Stempel und Belege die Schiffspost bereithalten kann. Und wenn Sie Lust und Anregungen zu diesem Hobby bekommen, dann hat sich die Arbeit gelohnt !


© 2003 Oceanliners.de